Ewiger Kreislauf

Draußen ist Frühling, die Sonne wärmt, überall fängt es zu blühen an, Aufbruchsstimmung. Auch der kirchliche Kalender ist gefüllt mit Ritualen zum Beginn, das Auferstehungsfest Ostern, gestern der weiße Sonntag mit Erstkommunionsfeiern allerorten. Obwohl das neue Jahr schon zu mehr als einem Viertel vorbei ist, fühlt es sich so an, als wäre jetzt erst der richtige Anfang.

Gestern gab es anlässlich einer Kommunion im Verwandtenkreis ein Familienfest, zu dem ich das erste Mal seit der Beerdigung meines Großvaters wieder im Heimatstädtchen meines Vaters weilte. Nach dem Gottesdienst besuchte ich den Friedhof, im Familiengrab liegen Groß- und Urgroßeltern. Mit dem Neunjährigen der Blick nach vorne, mit den Vorfahren der Blick zurück. Es ist immer ein Kreislauf.

Morgen werde ich Abschied nehmen von meinem Opa, der als letzter von fünf Großeltern nun auch aus diesem Leben trat. Nur einen Tag nach der Nachricht von seinem Tod erreichten mich Hochzeitsbilder einer alten Freundin, das Paar unter blühenden Kirschbäumen. Leben stirbt, Leben erwacht. Es geht weiter.

Friedhofsnarzissen

Gedankenweide

Ich hätte gerne eine Gedankenweide. Eine große, grüne, reichhaltige Wiese mit einem Zaun drumherum, auf die ich meine Gedanken lassen kann. Die Sorte, die gerne im Kreis herum rennt. Da könnten sie sich austoben wie junge Pferde, sich aneinander messen, miteinander laufen und traben und rennen, vielleicht im Kreis, vielleicht fällt ihnen aber auch eine neue Richtung ein, wenn sie genügend Platz haben. Und spät am Abend, wenn sie sich ausgetobt haben und müde sind, beschränkt aufs Wesentliche, dann hole ich sie wieder ab und lasse sie in meinen Kopf hinein und wer weiß, vielleicht entdecke ich dann ja auch ganz neue Seiten an ihnen. Denn im Moment machen sie mich mit ihrer andauernden im-Kreis-Rennerei ganz schön fertig.