Herbstfahrt

Eben war alles noch bunt. Vor mir der Himmel kräftigblau, links und rechts sausten rotorangegoldene Laubwälder vorbei, gemischt mit Tannengrün und satten Erdtönen. Auf einmal sind keine Farben mehr da. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte eine große grauweiße Wolke auf, die nun das Rot und das Blau, das Grün, das Orange und vor allem das leuchtende Sonnengold verschlingt. Ich bin mitten in ihr. Nirgends sehe ich etwas anderes als eine graue Mauer, die sich wie von Zauberhand immer hundert Meter von mir entfernt befindet, egal wie schnell ich mich auf sie zu bewege. Es fühlt sich absurd an, dass trotzdem alles weitergeht wie gewohnt. Die anderen Autos bremsen nicht, sondern fahren unverdrossen im selben Tempo weiter, obwohl die Mauer doch auch vor ihnen steht. Ich sehe sie vor mir verschwinden im gräulichfeuchten Watteweiß und ahne lediglich, dass ich für die Fahrer hinter mir ein ähnliches Bild abgeben muss.

Und auf einmal, so schnell, wie sie gekommen war, verschwindet die Wolke. Wie mit einem Plopp ist da wieder Licht. Blau. Grün. Rot. Orange. Lediglich an der Seite sieht man noch ein wenig weiße Watte, die von außen so viel friedlicher aussieht als von innen. Was für ein gutes Gefühl! Es ist ein kleines Aufatmen der Seele, wenn man dem Nebel entkommt und sich wieder an der klaren Herbstluft erfreuen kann.

Als mich die nächste Wolke umschlingt, bin ich ruhiger. Dieses Mal weiß ich: Auch hinter ihr wird wieder die Sonne hervorblitzen.

8 Kommentare zu “Herbstfahrt

  1. Nun komme ich mal eigenlinkisch vorbei, wähnte Dich sorgsamsichergehalten und deshalb still. Dann lese ich Mannygedanken und Herbstruhe. Herbstruhegedanken, die ich teile. Und bin nach kurzem Herzgrußauflackern wieder still. Frohstille Grüße, Deine Käthe.

    • Sorgsamsichergehalten, ja, das bin ich wohl. Die Stille hatte allerdings einen viel profaneren Grund, nämlich ein kleines technisches Problem, das seit heute zum Glück wieder behoben ist, so dass dem weiteren Schreiben nichts mehr im Wege steht. Heute freue ich mich aber besonders über die frohstillen Grüße, erstens, wegen der Grüße, und zweitens, weil mir der Wert der Stille heute ganz besonders bewusst wurde. Deshalb grüße ich still lächelnd zurück und wünsche noch einen angenehmen Herbstabend, deine C.

  2. Solange wir immer daran glauben, dass hinter jeder Wolke die Sonne früher oder später wieder hervorblitzen wird, kann es gar nicht richtig dunkel werden, auch wenn das in dieser Jahreszeit schwer zu glauben ist. Ich wünsche Dir immer ein Stück Sonne – zumindestens im Herzen 😉 Liebe Grüße Peppa

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